Sion Festival mit Gidon Kremer
Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791)
Missa brevis in B
Alma grande e nobil core
Voi avete un cor fedele
Mieczysław Weinberg (1919-1996)
Drei Präludien
Arvo Pärt (*1935)
Fratres
Peace Upon You, Jerusalem
Gabriel Fauré (1845-1924)
Messe des pêcheurs de Villerville
Das Repertoire für Chor ist reichhaltig; seine Inspirationsquellen haben zu allen Orten und Zeiten Weiterentwicklung erfahren. Die liturgische Musik ist dabei eine Konstante in der sogenannten gelehrten Chorliteratur. Der Fortbestand der Institution Kirche ermöglichte eine Weiterentwicklung des Genre der gesungenen Messe über sechs Jahrhunderte: die erste von ihnen, die berühmte Messe de Nostre-Dame, von Guillaume de Machaut, reicht in das Jahr 1360 zurück. Das Programm für dieses Konzert umfasst Beispiele aus zwei Epochen mit sehr unterschiedlicher Art. Sie zeigen auf ihre Weise die Möglichkeiten auf, die die musikalische Umrahmung der rituellen Texte der katholischen Kirche für einfühlsame Komponisten bietet. Wir hören eine von mehreren kleinen Messen, die die Karriere von Mozart gekennzeichnet haben, die Missa brevis in B, gekennzeichnet durch ihre auf junge Stimmen zugeschnittene Komposition, und die Messe des pêcheurs de Villerville, von André Messager und Gabriel Fauré für die Frauen von Villerville komponiert; einem Ort, an dem die beiden Männer ihre Ferien verbracht haben. Die Texte beider Werke sind ähnlich und enthalten beide die Elemente die „gewöhnlich“ vorhanden sind: Kyrie, (Bittgebet für Gottes Barmherzigkeit ), Gloria (Erhöhung der Größe Gottes) Credo (Aussage des Glaubensbekenntnis durch die Gemeinschaft der Gläubigen), Sanctus (Akklamation der Engel), und Agnus Dei (erinnert an das Leiden Christi, geopfert, um die Menschheit zu erlösen).
Das Werk von Arvo Pärt im weiteren musikalischen Programm passt sich ideal den beiden Messen an – sehr meditativ, zur Kontemplation verleitend. Die Motette Peace upon you Jerusalem basiert auf dem Text von Psalm 122: Ich freute mich über die, so mir sagten: Laßt uns ins Haus des Herrn gehen …
Fratres ist sicherlich das bekannteste Werk des estnischen Komponisten. Ausgelegt für drei Stimmen ohne weitere spezifische Instrumentierung, wurden bisher mehr als 17 Versionen gezählt. Der geheimnisolle Titel richtet sich womöglich nach Benjamin Britten, der ein paar Jahre vor dieser Komposition verstarb, und mit dem sich Pärt wie mit einer geheimen Bruderschaft verbunden fühlte. Fratres ist ein Meisterwerk des minimalistischen Stils – diese Musik scheint sich auf Basis einer verblüffenden Einfachheit zu entfalten, ein Bordun zweier Noten – a und e, die die Grundlage des gesamten Stückes bilden.
Gidon Kremer, Violine
Roberta Invernizzi, Sopran
Kremerata Baltica
Mädchenchor Hannover
Leitung: Martynas Stakionis